Über uns

Wie alles begann…


Die Geschichte unserer Kirchengemeinde beginnt mit der Besiedelung der damals so genannten „Vilbeler Höhe“ nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Das Ev. Hilfswerk (heute: Diakonisches Werk) der EKHN gründete zur Linderung der herrschenden Not von Vertriebenen, Kriegsheimkehrern und Flüchtlingen die Siedlung Heilsberg.

 

Unter schwierigsten Nachkriegsbedingungen begannen die Siedler, Häuser und Wohnungen zu bauen. Die Frauen trugen mit ihrer Tatkraft vieles zum Aufbau und zur Bildung der Gemeinde bei. 1947 konnte das Richtfest des ersten Lehmhauses am Hang gefeiert werden. Durch die Schirmherrschaft des Ev. Hilfswerkes und die großzügige Unterstützung der weltweiten Christenheit (des Ökumenischen Rates der Kirchen) konnten viele Menschen schnell ein neues Zuhause finden.

 

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Am 9. Juni 1948 erhielt die Evangelische Heilig-Geist-Gemeinde ihren Namen und das Kreuz auf dem heutigen Kirchplatz wurde feierlich errichtet. Damals waren Kirchengemeinde und Bürgergemeinde noch deckungsgleich. Pfarrer Otto Fricke, der Bevollmächtigte des Ev. Hilfswerkes, und Pfarrer Dr. Adolf Freudenberg, der erste Gemeindepfarrer, waren die tragenden und prägenden Persönlichkeiten zu dieser Zeit.

 

Die Siedlung, die Anzahl der Bewohner und ihr Wohlstand wuchsen, weil viele auch wegen der Arbeitsplätze in Frankfurt auf den Heilsberg zogen. Als die gemeinsame Not vorüber war und alle die Kriegs- und Nachkriegsjahre hinter sich lassen wollten, nahmen die gemeinsamen Ziele und Ideale ab, und die persönlichen Ziele wurden wichtiger. 

Heute leben in der Gemeinde sowohl Nachkommen der Gründerfamilien als auch Neuzugezogene aus aller Welt. So haben wir uns zu einer von mehreren Stadteilgemeinden Bad Vilbels entwickelt.  

 

 

Die Architektur unserer Heilig-Geist-Kirche

3 Fragen an Dr. Jürgen Hörtig

 

Ein erster Höhepunkt des diesjährigen Sommerfestes war die Kirchenführung durch Dr. Jürgen Hörtig anlässlich des 50jährigen Jubiläums der Heilig-Geist-Kirche. Seine Erläuterungen halfen, den großen, vergleichsweise spröden Kirchenraum genauer zu sehen. In Kenntnis der ästhetischen Feinheiten entwickelt man ein ganz anderes Raumgefühl. Wir haben Herrn Hörtig vor kurzem noch einmal drei Fragen gestellt:

 

 

1. Wir betreten die Kirche seitlich und sind zunächst in einem niedrigen, relativ dunklen Gang. Was verband der Architekt mit diesem Konzept?

 

Betrachtet man die Kirchen Neumanns, wird ein klares Konzept erkennbar. Er wählt - unter Berücksichtigung der Lage - Ausrichtung, Grundriss und Eingang so, dass ein vierstufiger Zugang ermöglicht wird:

Eine Treppe führt zu einem Vorplatz, auf dem sich die Gemeinde sammeln und auf den Gottesdienst vorbereiten kann. In der zweiten Stufe gelangt der Besucher durch das Außenportal in einen niedrigen und kleinen Windfang. Dann betritt er durch eine Innentüre einen dunkleren, schmalen Raum unter der Empore, der optisch vom Besucherraum abgegrenzt wirkt. In der vierten Stufe kann der Besucher mit einer Drehung nach rechts das helle Kirchenschiff wahrnehmen. Der hohe Raum wirkt befreiend. Ein horizontales Lichtband führt den Blick zum Altarraum, der durch das hohe Altarfenster beleuchtet wird. Der Besucher wird zur Predigt und zum Gebet geführt.

 

 

2. Die Kirche wirkt – zumindest heutzutage – riesig. Welche Vorstellungen leiteten die Auftraggeber?

 

Nach 1945 wurde bei Kirchbauten allgemein eine Größe von 500 Sitzplätzen angestrebt. Auch der Antrag der Kirchengemeinde der Heilig-Geist-Kirche zum Kirchenbau wurde vom damaligen Präsidenten der Landeskirche, Martin Niemöller, so befürwortet. Die Kirche wirkt heute auch „riesig“ auf uns, weil sie von einem Stil geprägt ist, der Klarheit und Einfachheit anstrebt, ohne Schnörkel oder unnötige Verzierungen.

 

 

3. Der Betrachter staunt über die wenig stimmige Kombination von großen einfachen Glasbausteinen an der Ostseite und dem großen Kirchenfenster im Westen des Altarraumes, ausgeführt als Glasmosaik. Wie kam es dazu?

 

Der Architekt Werner Neumann hatte alle damals zur Verfügung stehenden Techniken zur Verglasung benutzt, in einer Kirche aber immer nur eine Form. Auch Neumanns Entwürfe für die Heilig-Geist-Kirche sahen sehr detailliert einheitliche Betonformsteine vor. Werner Neumann suchte immer die enge Zusammenarbeit mit Glas-Künstlern.

Der Rohbau der Kirche und das Fensterband auf der rechten Seite waren schon fertig gestellt, als einige Mitglieder der Kirchengemeinde - am Architekten vorbei - bei dem Glaskünstler Bauss ein farbenfrohes Buntglasfenster für den Altarbereich bestellten: Eine figürliche Darstellung mit Motiven nach Apostelgeschichte 2, 13 (Aussendung des Heiligen Geistes) und nach Matthäus 4, 18 +19 (Fischzug im galiläischen See). Werner Neumann hat anschließend die Baustelle nur noch selten aufgesucht.

 

Dr. Jürgen Hörtig am 4. Sept. 2016